Königlich. d&b in der Oper zu Antwerpen
Die Vlaamse Opera bespielt zwei Opernhäuser in Flandern: Gent und Antwerpen, finanziert wird sie von der Regierung der Region Flandern und den beiden Stadträten.
De Koninklijke Vlaamse Opera (KVO), das Haus in Antwerpen, ist ein Amphitheater mit 1181 Plätzen. Eingeweiht wurde das altehrwürdige Theater 1907, der neobarocke Bau spiegelt die damalige kulturelle Herrschaft der Aristokratie und des Großbürgertums wider: Man schritt über die vornehme vordere Freitreppe, während Normalsterbliche das Gebäude über profanere Eingänge zu betreten hatten. Das Theater steht im Zeichen antiker Mythologie, das Deckengemälde im Saal zeigt eine Allegorie des Rhythmus, eines der wichtigsten Grundprinzipen der Musik: ein Mann, umgeben von neun Musen.
Im Jahr 2005 schloss das Haus für eine umfassende Sanierung bis zur Wiedereröffnung im November 2007 zum hundertsten Jahrestag. Es wurde ein neues Belüftungssystem eingebaut, die Sitze sowohl im Parkett als auch auf der ersten Empore wurden erneuert, auf den anderen Ebenen wurden sie restauriert, die Wände wurden in anderen Farben gestrichen. Teile der Audio- und Videotechnik wurden erneuert, neue Netzwerk, Audio- und Lastkabel wurden eingezogen.Die Raumakustik wurde dabei nicht verändert, eine neue PA war auch nicht geplant.
Photographs from watchkraft.com
Doch 2009 begannen Gespräche zwischen Dirk Minnebo, dem Tonchef der Oper, dem ApplicationSupport in Backnang und Amptec, dem belgischen d&b Vertrieb, über eine neue PA. Zunächst wurde anhand einer akustischen Simulation verglichen, ob eine Links-Rechts-Konstellation oder aber ein Center-Cluster geeigneter wäre. Letztendlich wurde das Center-Cluster favorisiert, wegen seiner gleichmäßigeren Schallabdeckung und Pegelverteilung und auch aus praktischen Gründen: Die Ortung in der Horizontalen ist stets auf die Bühne bezogen und auch die vorderen seitlichen Plätze werden nicht mit übermäßigen Pegeln beschallt.
Dann wurde in zentraler Position ein Line Array sowie ein konventionelles Punktquellen-System simuliert. Der erforderliche vertikale Abstrahlwinkel, der von der Mitte des Parketts bis hinauf in die obersten Ränge reichen musste, ist sehr weit. Somit war ein Line Array ausgeschlossen, denn das Array müsste weitaus länger sein, als es der Saal ästhetisch vertragen würde. Amptec empfahl deshalb in Zusammenarbeit mit d&b ein Cluster aus vier Q10 Systemen. Ihr Abstrahlwinkel von 110° x 40° würde den Raum nicht nur in der vertikal ausreichend abdecken, sondern auch noch die vorderen seitlichen Logen erreichen. Dieses zusätzliche Plus eines kontrollierten horizontalen Abstrahlverhaltes bis hinab zu 400 Hz – dank der dipolaren Anordnung der zwei 10’’ LF-Treiber innerhalb des Gehäuses – gab bei diesem Design den Ausschlag. Aus technischer Sicht wurde die Installation nur durch einen Faktor begrenzt: Es war nicht möglich, im Olymp ein Delay-System anzubringen, denn das Gebäude ist als Landeskulturerbe denkmalgeschützt. Allerdings konnte der oberste Lautsprecher des Clusters so gewinkelt werden, dass er diese Funktion ohne Beeinträchtigung für die anderen Beschallungsbereiche übernehmen konnte.
Die Montage der Lautsprecher für das Parkett wurde durch üppige dekorative Elemente erschwert, die möglichst nicht verdeckt oder gar beschädigt werden durften, ein weiteres Aufeinandertreffen der gegensätzlichen Ansprüche von Architektur und einer Beschallung, die gerade diese wichtigen Plätze mit einem ansprechenden Hörerlebnis versorgen soll. Amptec bot hier eine einzigartige Lösung an: speziell gefertigte Montagebügel für die verwendeten Q7 (75° x 45°). Damit können die Lautsprecher in die ideale Position vor den filigranen Blattgoldkassetten gebracht werden. Die Bügel sind stabil, können aber zusammen mit den Lautsprechern leicht wieder abgenommen werden, wenn bei einer Veranstaltung keine zusätzliche Verstärkung gebraucht wird.
Wegen des Q10 Center-Clusters sind nur wenige Front-Fills erforderlich; es genügt je eine horizontal positionierte E8 unten ganz rechts und ganz links vor den ersten Reihen. Der Surround-Klang kommt von E0 Lautsprechern an der Wand, während die einzelnen, diskret in den Techniklogen platzierten J-SUBs bei Bedarf tiefe Frequenzen von Wagnerschem Ausmaß erzeugen. Als Bühnenmonitore lieferte Amptec einige mobile E3.
Alle Lautsprecher werden an D6 und D12 Verstärkern betrieben, die an verschiedenen Standorten im Saal sowie in den Proszeniumslogen rechts und links der Bühne, im Orchestergraben und auf den oberen Rängen untergebracht sind, um die Lautsprecherkabel möglichst kurz zu halten. Mit dem d&b Remote Netzwerk und R1 werden alle Verstärker zentral überwacht und ferngesteuert und Presets für verschiedenen Anwendungsfälle abgerufen.