Das EMPAC in Troy. Bahnbrechende Medientechnik flussaufwärts am Hudson
Nördlich von Albany, der Hauptstadt des Staates New York (zweieinhalb Stunden Fahrt von New York City am Hudson River entlang durch ein Bilderbuch-Neuengland), liegt Troy. Der 50.000-Seelen-Ort ist zwar erst 200 Jahre alt, hat aber eine fast so bewegte Geschichte wie das namengebende alte Troja, aber: Ilium fuit, Troja est – "Troja war, Troy ist" ... Das Industriestädtchen (Eisen, Stahl) spielte nicht nur eine bedeutende Rolle während der Industriellen Revolution, Hannah Lord Montague soll hier auch 1827 den "Vatermörder" erfunden haben, den Wechselkragen, den Ebenezar Brown so erfolgreich industriell fertigte und vermarktete. Vor allem aber ist es die Heimat des Amerikaners schlechthin: des Metzgers und Konservenfabrikanten Samuel Wilson, bekannter als Uncle Sam. 1824 gründete der Politiker und Philanthrop Stephen Rensselaer mit dem Rensselaer Polyechnic Institute (RPI) die älteste Technische Forschungsuniversität des Landes. Hier wurden nun auf einer Fläche von über 2.000 Quadratmetern ambitionierte retrobrutalistische Bauten aus Glas und Stahl errichtet: das Experimental Media and Performing Arts Center EMPAC – ein Versuchs- und Probezentrum für technische Kreativität und multimediale Künste mit vier ganz unterschiedlichen Veranstaltungsorten, Studentenwohnheimen, Ateliers, Studios, Mensen sowie Postproduktionsebenen. Dr. Shirley Ann Jackson, Präsidentin des RPI, hält das EMPAC, wo Kunst und Wissenschaft aufs Intensivste interagieren sollen, für einen wichtigen Schritt hin zur akademischen Vielfalt. Diese Vision begann 2002 Gestalt anzunehmen, als Johannes Goebel – Komponist und ehemaliger Leiter des Instituts für Musik und Akustik des ZKM Karlsruhe – die Direktion des EMPAC übernahm. Für ihn waren die Brillanz des Klangs sowie eine makellose Akustik maßgeblich für die Projektvergabe des geplanten Zentrums. Lange bevor im September 2003 die ersten Erdmassen auf der Baustelle bewegt wurden, hörte Goebel irgendwann einmal einzigartige, klangtreue Tonaufnahmen von Geräuschen einlaufender Hochseeschiffe – was ihn dazu anregte, als Rückgrat der PA im EMPAC ebensolche klangtreuen Lautsprecher installieren zu lassen. Daraufhin saß Goebel stundenlang beim d&b Partner Specialized Audio Visual Inc. (SAVI) im nahen Clifton Park und lauschte seinen Schiffen – ein unfehlbarer, ultimativer Test für das kontrollierte Abstrahlverhalten und den Frequenzgang eines Lautsprechers. Am Ende der Sitzung kamen nur noch zwei Lautsprecher in Frage: Q7 und C7, denn "d&b erfüllt ganz genau unsere Anforderungen für kritische Räume", sagt Goebel. "Angefangen bei akustischen Instrumenten mit Verstärkung über elektronische Klänge bis hin zu zarten Synthesen oder Noise Musik – um die ganze Bandbreite der Musik abzudecken, die wir spielen und produzieren, brauchen wir einen transparenten Klang mit Pepp – aus nur einem Lautsprecher als Teil einer interaktiven Aktionskunst-Installation bis hin zu Dutzenden Lautsprechern, die als Kuppel über dem Publikum geflogen werden." Im Sommer 2007 war das EMPAC außen fertig und thronte trutzig auf seinem Hügel über dem Hudson. Innen wuselte es nur so von Handwerkern, die die Pläne von Grimshaw Architects, Kirkegaard Associates (Akustik) and Fisher Dachs Associates (Theater-Design) umsetzten. Nach Goebels Vorgaben musste jeder Raum und jeder Projektbereich ganz genau auf seine jeweilige Funktion zugeschnitten sein. Herkömmlich installierte Beschallungssysteme machten in den Studios keinen Sinn, denn im EMPAC sollte nichts sein wie anderswo, schon gar nicht "herkömmlich". Die EMPAC-Tontechniker Todd Vos und Jeff Svatek arbeiteten eng mit Mike Weirich von SAVI zusammen und designten aus verschiedenen d&b Serien ein eigenes, flexibles und leicht konfigurierbares System. Svatek: "Für die Live-Produktionen beim EMPAC wollten wir d&b aufgrund der Modularität, der intuitiven Netzwerk-Möglichkeiten, der breiten Auswahl an leichten Passivgehäusen und wegen des tollen, über AES3-Schnittstellen betriebenen Verstärkers. Durch die Effizienz und die leisen Eigengeräusche des D12 und des D6 konnten wir Spezifikationen für ein Verstärkersystem mit sehr niedriger Geräuschkulisse und massiver Dynamik designen. Die Tontechniker beim EMPAC müssen oft vielkanalige PAs in ganz unterschiedlichen Konfigurationen einrichten, angefangen vom normalen 5.1 Surround bis hin zu 46 Kanälen in drei Lautsprecher-Kreisen. Das digitale I/O an den Verstärkern und das Bausteinsystem der R1-Netzwerksteuerung machen das Setting up, das Routen, die Fernsteuerung und -kontrolle des Onboard-EQ, das Filtern, das Delay, den Gain, die Parallelschaltung von Geräten innerhalb dieser hochdivergenten und oft unorthodoxen Lautsprecher-Anordnungen ganz leicht, egal, welche Lautsprecher der d&b Serien geschaltet werden." Vier Bühnen stehen den Künstlern für Installationen und Aufführungen im EMPAC zur Verfügung: ein Konzertsaal mit 1200 und ein Theater mit 400 Sitzen sowie zwei Studios von 230 und 320 Quadratmetern und zwölf Meter hohen Decken. Die Räume sind jeweils schallisoliert und mit den Produktionsstudios verbunden, die Wände akustisch veränderbar. "Wegen der sich ständig verändernden künstlerischen Anforderungen sind nur wenige d&b Geräte fest installiert", erklärt Svatek. "Nur im Theater gibt es eine permanente Links-Mitte-Rechts-Installation aus C7-TOPs und Ci80s für den Surround, Sprechtheater wird rechts und links mit Q7 und E8 verstärkt. Es ist wirklich beruhigend, wenn man weiß, dass man eine PA hat, an der ein Gast, sei er Tontechniker, Künstler, Produzent oder Wissenschaftler, wohl kaum etwas auszusetzen finden wird." Die fulminante Einweihung des EMPAC fand im Oktober 2008 mit Veranstaltungen an drei Wochenenden statt; unter anderen spielten das Albany Symphonic Orchestra mit dem Pianisten Per Tengstrand und kein Geringerer als Wynton Marsalis auf.